„Selbst schuld, wer Schulden hat? Diese Aussage ist zu kurz gedacht!“, sagt Inge Brümmer, Leiterin der Schuldner- und Insolvenzberatung von AWO und DGB in München. Insbesondere die Pandemie zeigt, dass es wirklich jeden treffen kann. Das fängt bei Selbstständigen und Kulturschaffenden an und geht bis weit in die Arbeitnehmerschaft hinein.
Menschen, die ihre Anschaffungen ganz einfach über kleinere Darlehen finanziert haben, kommen wegen Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit plötzlich in eine Überschuldung.Dabei dehnt sich das Überschuldungsproblem auf weite Bevölkerungsschichten aus: Verschuldungsprozesse, die in Überschuldung münden, kommen in allen sozialen Schichten vor. Kritische Lebensereignisse können jeden treffen.
Wenn man bedenkt, dass diese Menschen nicht allein leben, Familie haben und Freunde haben, die mittelbar von der Überschuldungssituation betroffen sind, dann wird klar: Überschuldung trifft sehr viele Menschen in unserer Gesellschaft.Die langjährige Schuldnerberaterin der AWO München ergänzt: „Und auch vor Corona gab es seit Jahren einen Sockel von etwa 7.000.000 Überschuldeten Menschen in Deutschland. Die brauchen Unterstützung.“
Die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AGS BV) fordert daher:
- Wenn Menschen in (finanzielle) Not geraten, brauchen sie Unterstützung. Die AG SBV fordert daher bundesweit einen Rechtsanspruch auf kostenlose Schuldnerberatung für alle. Insbesondere im ländlichen Bereich, in denen Schuldnerberatungsstellen für einen ganzen Landkreis zuständig sind, wird es rasch zu einer Überlastung des Beratungssystems kommen. Dies hat zur Folge, dass hilfesuchenden Menschen dann de facto keine Hilfe bekommen.
- Die AG SBV bedauert sehr, dass die Speicherdauer der Erteilung der Restschuldbefreiung in der SCHUFA nicht von drei auf ein Jahr verkürzt wurde. Lange Speicherfristen von negativen Merkmalen erschweren nachweislich einen wirtschaftlichen Neustart für Überschuldete, der sich auf viele Lebensbereiche auswirkt. So haben Menschen mit negativen Merkmalen bei Auskunfteien, auf dem freien Wohnungsmarkt kaum eine Chance, eine Wohnung zu finden.
Die Aktionswoche Schuldnerberatung wird veranstaltet von der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV). In ihr haben sich Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege auf Bundesebene, der Verbraucherzentrale Bundesverband und die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung zusammengeschlossen. (http://www.aktionswoche-schuldnerberatung.de)
Falls Sie Interesse an Hintergrundinformationen oder Interviewwünsche haben, sprechen Sie uns gerne an.
Kontakt über:
Inge Brümmer
Arbeiterwohlfahrt Kreisverband München-Stadt e.V.
Schuldner- und Insolvenzberatung
Neumarkter Str. 22
81673 München
Telefon: 089 5155 645-0
Email: inge.bruemmer@awo-muenchen.de